Momentan hört man es viel. Wir müssen helfen. Dort wird unsere Hilfe gebraucht, dort auch. Wir rühmen uns mit unserer Hilfsbereitschaft. Geht es um Kinder, Verletzte oder Opfer eines großen Unglücks, sind viele gleich zur Stelle, bieten ihre Hilfe an, packen mit an. Das ist richtig. Das ist gut! Aber was ist mit den kleinen Situationen im Alltag? Wieso gehen wir viel zu oft an ihnen vorbei?
Ein Mann an der Haltestelle. Er hat einen kleinen Wagen dabei, den er hinter sich herzieht. Drei Kisten voller Wochenzeitungen stehen darauf. Der Wagen sieht schwer aus, der Mann resigniert.
Sie sehen ihn alle. Sehen zu. Niemand hilft.
Die Haltestelle ist nicht barrierefrei. Der Mann schafft es nicht den Wagen in die Straßenbahn zu ziehen. Er kämpft. Alle sehen ihn und niemand hilft. Zwei Frauen, sie stehen direkt vor ihm, sie blicken auf ihn herab. Dabei sahen sie eben noch so freundlich aus.
Der Wagen kippt. Fällt in die Bahn. Der Mann schiebt, steigt ein, die Türen schließen sich.
Er versucht den Wagen aufzurichten, wird wütend weil er es nicht schafft. Immer wieder kippt der Wagen um. Zeitungen fallen auf den Boden. Der Mann resigniert. Das ist sein Geld. Sein Einkommen. Und alle stehen daneben aber niemand hilft. Ein Mann sitzt daneben, beobachtet, packt nicht an. Ich stehe auf, von meinem Sitz ganz hinten in der Bahn, gehe zu dem Mann und helfe. Er schreit, ist wütend und dann wird er still, sagt nur noch eins… Danke! Und er meint es ehrlich. Doch er sieht dabei nicht auf. Er schämt sich, dass er so laut geworden ist.
Doch ich schäme mich noch viel mehr. Ich schäme mich, dass ich nicht schon viel früher aufgestanden bin. Nicht schon früher nach vorn gegangen bin, dass ich einfach zugesehen habe. Ich schäme mich, dass ich mich auf die Hilfsbereitschaft anderer verlassen habe.
Wo hört unsere Hilfsbereitschaft auf? Wieso gehen wir an diesen ganz alltäglichen Situationen viel zu oft vorbei?
Bis bald,
Es ist immer wichtig zu helfen, wenn es angebracht ist! Leider wird Zivilcourage auch oft bestraft und Männer oder Frauen, die eingreifen, sind am Ende oft selbst schwer verletzt. Da hab ich schon so viel mitbekommen. Doch zumindest hinschauen, abwägen ob und wie am besten reagieren, Notruf wählen… man kann schon einiges tun.
Liebst,
Andrea
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